Wintergäste 2020: Irmgard Keun
Druckereihalle im Ackermannshof
Unsere diesjährigen Protagonisten und Figuren wollen alle: DES LEBENS UNBILL ENTFLIEHEN. Es sind Geschichten, erzählt aus ganz unterschiedlichsten Perspektiven, Umständen und Zeiten. Lassen sie sich inspirieren, oder halten sie es wie einer unserer diesjährigen Autoren: “Fiction’s about what it is to be a fucking human being”. (David Foster Wallace)
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Irmgard Keun Das kunstseidene Mädchen
Die junge Doris, Tochter einer Garderobiere und eines Arbeitslosen, will alles vom Leben. Sie will tanzen, fliegen, will als „Glanz“ leuchten im schnellen, funkelnden Berlin. In einem gestohlenen Pelzmantel reist sie in die verheißungsvolle Stadt der Illusionen. Der Traum vom mondänen Leben weicht zwar bald einem Existenzkampf, aber auch als Obdachlose bleibt Doris eine selbstbewusste Frau. In einer Art Tagebuch erzählt Das kunstseidene Mädchen ihre Erlebnisse, Beobachtungen und Erfahrungen mit sehr viel Witz und Ironie. Keun gelingt dabei, den Wunsch ihrer Protagonistin umzusetzen, die einmal sagt: „Ich will schreiben wie Film“. Doris Blick auf das Geschehen wirkt wie eine Handkamera und ihre Sprache erinnert nicht selten an eine hyperwache, alles erfassende Ekstase.
„Ich behaupte, kein Mann hätte in der Sprache geschrieben, die die Keun für sich ausgewählt hat.“ (Elfriede Jelinek)
Mit: Sibylle Mumenthaler, Emilia Haag
Dramaturgie / Realisation: Marion Schmidt-Kumke
Irmgard Keun (1905-1982)
Seit der aufsehenerregenden Wiederentdeckung ihres Werkes in den 1970er Jahren gilt sie als eine der großen Schriftstellerinnen der Neuen Sachlichkeit. Die scharfe und sensible Beobachterin der deutschen Zeitgeschichte wurde in Berlin geboren und ist in Köln aufgewachsen. Alfred Döblin ermunterte die Sprachkünstlerin zu schreiben und Kurt Tucholsky lobte Keuns sprühenden Witz. Nach einer kurzen Bühnenlaufbahn begann sie mit 21 Jahren zu schreiben.
Ihre Romane Gilgi, - eine von uns und Das kunstseidene Mädchen, machten sie in der Weimarer Republik zum Star. Es hätte der Beginn einer großen Karriere sein können, aber 1933 wurden ihre Bücher als „Asphaltliteratur mit antideutscher Tendenz“ aus Buchhandel und Bibliotheken entfernt. Irmgard Keun verließ 1936 Deutschland. Im Exil veröffentlichte sie den Roman Nach Mitternacht, eine bitterböse Schilderung des Alltags im Nationalsozialismus. Der Roman erschien in einem deutschen Exilverlag in Amsterdam, der auch Döblin, Feuchtwanger, Klaus und Heinrich Mann, Seghers und Roth publizierte. Mit Joseph Roth verband sie eine enge Beziehung. Sie lebten längere Zeit zusammen in Paris und waren gemeinsam auf Reisen.
1940 kehrte Irmgard Keun mit falschem Pass und Namen nach Deutschland zurück. Sie überlebt den Krieg und schreibt auch wieder, kann aber in Deutschland nicht mehr wirklich heimisch werden.
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Eintritt: CHF 25.00 / 12.00 (Schüler/Lehrling/Studierende)
Vorverkauf: Kulturhaus Bider & Tanner Aeschenvorstadt 2, 4051 Basel Tel. +41 61 206 99 96
Vorverkauf Internet: www.ticketcorner.ch und an allen üblichen Vorverkaufsstellen von Ticketcorner
Weitere Informationen: Wintergäste