Chrysothemis
Schauspiel von Jannis Ritsos (1909 – 1990)
Übersetzung: Asteris Koutoulas
«Bin ich es etwa, die gelebt hat, ohne zu leben,
so viele Leben, auch mein eigenes?»
Chrysothemis im Interview mit einer Journalistin
Eurythmie: Bettina Grube
Schauspiel: Sighilt von Heynitz
Musik: Joachim Scherrer
Regie und Konzept: Rob Barendsma
«Eine gute Maske für schwierige Zeiten, der Mythos.
Gestalten aus der antiken Mythologie konzentrieren in sich ganze Welten.
Weil die Konstellationen, die die mythologischen Gestalten repräsentieren,
in ihrem Wesen allgemein-menschlich sind und alle Grundmuster
menschlichen Verhaltens in sich bergen, haben sie diese Ausstrahlung.»
Jannis Ritsos
Chrysothemis, jüngste Schwester von Iphigenie, Elektra und Orest, erlebt die Ermordung ihres Vaters Agamemnon durch Aigisthos, später den Mord durch Orest an der Mutter Klytaimnestra und Aigisthos. Weil sie sich im Hintergrund hält, schildert sie ihre z. T. traumatischen Erinnerungen, Ängste, Sehnsüchte von der Beobachterperspektive aus. Sie
stellt sich auf den Standpunkt der ausgegrenzten Menschen. Aktuell und berührend legt Jannis Ritsos seine Erfahrungen aus miterlebten Bürgerkriegen, dem 2. Weltkrieg, der mehrfachen Inhaftierung in griechischen Konzentrationslagern in ihre Worte, Gedanken, Bilder subtil hinein.
In dieser Dichtung ist Chrysothemis alt, sie wird von einer jungen Journalistin über ihr Leben befragt. Wir erfahren im Epilog, dass sie wenige Tage nach dem Interview tot aufgefunden werden wird. Es ist ein langer Rückblick eines vernachlässigten, einsamen Familienmitglieds aus einer grossen, tragischen Herrscherfamilie.
Die zeitgenössische Dichtung des griechischen Schriftstellers berührt überzeitliche Fragestellungen sowie Verfallsentwicklungen des 20. Jahrhunderts. Kompositionen von Bach, Schubert und Beethoven sowie Klangelemente und Improvisation erweitern diese poetische Inszenierung.
Jannis Ritsos, * 1. Mai 1909 in Momenvassia (Peloponnes), † 11. November
1990 in Athen.
«Jannis Ritsos ist nicht nur der grosse griechische Dichter, der die neugriechische
Sprache gewaltig bereichert hat, sondern auch der redliche Mensch, der volksverbundene Kämpfer, der ruhig und würdig mit unserem Volk das Brot seiner Leiden und Prüfungen geteilt hat. – Er ist der Dichter des Griechentums, der genauer als jeder andere auf die geheimnisvollen Herzschläge des Volkes und die verborgenen Botschaften seines Schicksals hörte». Mikis Theodorakis
«Ich glaubte immer an denüenschen, und ich fahre fort, an ihn zu glauben… Trotz aller schlechten Omen unsrer Zeit, trotz aller furchtbaren atomaren Rüstung fahre ich fort zu hoffen auf etwas Besseres für die Menschen und unseren Planeten, die Erde». Jannis Ritsos
Aufführungsdaten und weitere Informationen:
Freitag, 2. Juni 2017, Beginn 20.00 Uhr
Samstag, 3. Juni 2017, Beginn 20.00 Uhr
Sonntag, 4. Juni 2017, Beginn 17.00 Uhr
Eintritt: CHF 30, ermässigt CHF 20
Vorverkauf: Kulturhaus Bider & Tanner AG, (+41) 061 206 99 96
Veranstalter: Christoph Oling GmbH