Nach ihrer Herbstournee mit Stationen in Tokyo, Tiflis und Buenos Aires ist das Walliser Ensemble für Neue Musik UMS 'n JIP (Ulrike Mayer-Spohn und Javier Hagen) wieder in Basel zu hören. Am 11. und 12. Dezember präsentieren sie im Ackermannshof jeweils um 20h30 ihr neuestes Programm mit John Cage's 'Variations II'.
Variations II (1961) ist eines von acht Werken mit dem Titel "Variations", die im Laufe von zwei Jahrzehnten zwischen 1958 und 1978 entstanden. Diese Werke sind keine Partituren im herkömmlichen Sinne, sondern Anweisungen zur Vorbereitung einer Aufführung. Die Anweisungen für Variations II beinhalten Folien, auf denen entweder Linien oder Punkte sind. Die Aufführenden werden angewiesen, diese aufeinander zu legen und "von jedem Punkt die Senkrechte auf jede der Linien zu ziehen." Daraus ergeben sich Werte für sechs Variablen in der Musik: Tonhöhe, Dynamik, Klangfarbe, Dauer, Einsatzabstand und Art des Ereignisses. Aufgrund dieser Vorbereitung entsteht eine Partitur, auf deren Grundlage die Performance dann geprobt wird - das Ergebnis ist bei UMS 'n JIP ein meditatives musikalisches Ritual von etwa 50 Minuten Dauer.
John Cage (1912-92) gehört zu den einflussreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Er durchbrach immer wieder die Regeln und Grenzen der traditionellen Ausdrucksformen: Cage zufolge hat jede Form des Seins auf einer übergeordneten Ebene letztlich die gleiche Wertigkeit. Entsprechend war für Cage jeder Klang, jedes Geräusch und jeder Ton gleichwertig, egal ob er von einer Flöte oder von einem fallenden Stein hervorgerufen wird - beide haben ihre eigentliche Bedeutung in sich selbst. Die traditionelle Musikauffassung bekundet mit dieser Eigenständigkeit Mühe, sie ordnet vielmehr einen Ton in einen Zusammenhang mit anderen Tönen ein, bewertet ihn und stellt ihn dabei über oder unter diese.
Ausgehend vom Zen-Buddhismus bezeichnete Cage sich selbst als Anarchist, wobei er auf dem Weg zu einer freien Gesellschaft die auf einem ”Netz von sozialen Nützlichkeiten” basieren soll, immer wieder die Notwendigkeit eines gewaltfreien gesellschaftlichen Wandels betonte, der von einem Prozess innerer Weiterentwicklung ausgeht. Am ehesten zeigen sich seine Ideale im strukturellen Aufbau der Stücke. Charakteristisch ist dabei die Offenheit der Kompositionen, die teilweise so konzipiert wurden, dass sie bei jeder Aufführung einen völlig neuen Charakter erhalten können. Darüber hinaus eröffnen die Stücke immer wieder den Weg zu einem bewussteren Hören und Wahrnehmung der umgebenden Entwicklungen. Auf diesem Weg entfalten sie eine eigene, tiefgreifende gesellschaftliche Dimension. ”Wir brauchen eine Musik, in der nicht nur die Töne einfach Töne sind, sondern auch die Menschen einfach Menschen. Bewegungsfreiheit ist die Grundlage dieser neuen Kunst und dieser neuen funktionierenden Gesellschaft mit Menschen, die ohne Anführer und Oberhaupt zusammenleben.”
UMS 'n JIP gehören zu den erfahrensten und aktivsten Ensembles für Neue Musik der Gegenwart. Seit 2007 haben sie über 150 Werke in Auftrag gegeben und über 650 Konzerte in 40 Ländern gespielt.
Ihr Konzert findet bei freiem Eintritt (Kollekte) statt.